Bereits vor der Coronakrise gab es in der beruflichen Bildung der Franz Sales Werkstätten digitale Lernangebote. Während des Lockdowns bekam die digitale Form der Bildungsmöglichkeiten noch mal einen anderen Stellenwert, denn die Teilnehmenden sollten auch im häuslichen Umfeld weiter lernen und neue Kompetenzen erlangen. Allerdings läuft noch längst nicht alles rund, denn viele Teilnehmende des Berufsbildungsbereichs verfügten weder über die erforderliche Medienkompetenz noch über die technischen Endgeräte, um die digitalen Bildungsangebote auf der Seite www.fswbbb.de zu erreichen. Durch Spenden und Fördermittel konnten Leihgeräte angeschafft werden, die einen Teil des Problems lösten. Aufgrund der fehlenden Medienkompetenz der Berufsstarter mussten die Aufgaben der Lerneinheiten deshalb teilweise analog verteilt werden. Die Pandemie hat uns vor Augen geführt, dass aber auch auf Seiten der Franz Sales Werkstätten noch Optimierungsbedarf besteht: Eine passgenaue Bildungssoftware und die weitere Qualifizierung der Mitarbeitenden könnten das Lernangebot deutlich verbessern.
Mit Hilfe des Projektes „Digitalisierung der beruflichen Bildung mit OER“, das mit 100.000 € von der Stiftung Wohlfahrtspflege NRW gefördert wird, soll diese Lücke nun geschlossen werden und das Bildungsangebot der Franz Sales Werkstätten unter methodisch‐didaktischen Gesichtspunkten und unter Einbeziehung der Teilnehmenden weiterentwickelt werden. OER steht für Open Educational Resources, es handelt sich dabei um kostenfreie Lernsoftware und Lernmaterialien, die individuell angepasst und mit Inhalt gefüllt werden können. Fünf Mitarbeiter der Franz Sales Werkstätten sollen mit diesem Grundgerüst künftig dafür sorgen, dass Bildungsinhalte digital aufbereitet werden können und von allen Teilnehmenden nutzbar sind. Das innovative Projekt verbessert vor allem die Teilhabechancen von Menschen mit Behinderung, stärkt aber auch die Krisenresilienz und verändert gleichzeitig die künftige Ausrichtung der Franz Sales Werkstätten.
Digitales Lernen wird immer wichtiger
Prozesse per Display starten, die Barcodes von Waren einscannen oder am PC den Produktbestand überprüfen - im Arbeitsalltag vieler Branchen gehört der Umgang mit digitaler Technik heute einfach dazu. Um die beruflichen Möglichkeiten von Menschen mit Behinderung weiter zu verbessern, ist es den Franz Sales Werkstätten wichtig, das Verständnis der Teilnehmenden für die Bedienung technischer Geräte zu fördern und sie zu befähigen, mit Softwareanwendungen umzugehen. Außerdem wird geprüft, welche Hilfsmittel für den barrierefreien Zugang notwendig sind (Vorlesefunktion, größere Schrift, Einfache Sprache, Unterstützung durch Symbole und Grafiken, etc.) und wie der Lernerfolg evaluiert werden kann.
Im Rahmen von Peer‐to‐Peer‐Teaching sollen Menschen mit Behinderungen die Möglichkeit haben, sich in dem Projekt selber einzubringen. Sie können beispielsweise anderen Teilnehmenden technische Abläufe oder Unterrichtsinhalte erläutern und dadurch ihr eigenes Wissen verfestigen und gleichzeitig soziale Kompetenzen erweitern.
Die Projektleitung wurde im März 2021 Frau Adiaha May Ita übertragen. Sie hat zuvor Kommunikationsdesign an der Hochschule Düsseldorf studiert und ihren Bachelor in den Schwerpunkten Animation und Editorial Design gemacht. Bereits im Studium setzte sie sich mit vielen Programmen auseinander, die für ihr Projekt in den Franz Sales Werkstätten geeignet sind.